Sind Kit-Objektive brauchbar?

Oder doch nicht?

Ja … nein … jein … die allgegenwärtigen Kit-Objektive sind … hm … irgendwie schon brauchbar, aber eigentlich Mist. Würde ich ehrlichweise auf die Frage: Sind Kit-Objektive brauchbar? antworten.

Die Hersteller und Händler verkaufen sie gern, einfach mal mit. Die Kamerakäufer:innen nehmen sie gern, mit gutem Glauben bei viel Unwissenheit. Und beide haben dabei so ganz unterschiedliche Ansätze, Kenntnisse, Einwartungen … schwierig, das zu erklären; überein geht‘s nicht.

Wer als echter Anfänger vor’m Laden steht, hat keine Ahnung von Objektiven und nimmt wohl gern das „dabei“ mit. Das ist nicht ganz falsch, denn ohne Objektiv geht ja mal: nix. Also los: mit dem Objektiv kostet das Kit doch nur 100 Euro mehr als das Kamera-Gehäuse allein; und ein Zoom kann nicht verkehrt sein.

Jein. Für manche Fotograf*innen ist das Kit-Objektiv mit seinem Zoombereich von 16 mm bis 55 mm gut und ausreichend. Man kann schon auch schöne Fotos mit ihnen machen, keine Frage. Für Urlaubsfotos, für Schnappschüsse bei gutem Wetter und Licht, mögen sie taugen. Aber wir können mit diesen Objektiven kaum gestalten. Wer also mehr Spielraum und Möglichkeiten bei der Bildgestaltung haben möchte und auf ganze bestimmte Fotos aus ist – z.B. mit wenig Schärfentiefe – oder unter bestimmten Bedingungen fotografieren will – z.B. bei wenig Licht – für den reicht so ein Kit-Objektiv schnell nicht mehr aus. Mit Blendenöffnungen von f/3.5–5.6 ist der Einsatzbereich dieser Objektive allzu klein. 

Auch die Materialien (Plastik pur), die technische Ausstattung (Geräuschentwicklung, Fokussiergeschwindigkeit), die Haltbarkeit und Abbildungsleistung (Schärfe und Auflösung) sind … schlecht. Die Dinger sind billig gemacht und können keine hochwertigen Ergebnisse liefern. Sie sind eine Erfindung von Marketing-Leuten und sollen Anfängern den Kauf einer Kamera „erleichtern“.

Also: Sind Kit-Objektive brauchbar? Nein. Für die richtig guten, spannenden, anderen, besonderen … Fotos nicht, die entstehen mit „richtigen“ Objektiven. Und natürlich mit Ideen, Erfahrung, Kreativität, Geduld, Glück …

 

Was sind die (besseren) Alternativen?

Was dann das bessere, das „richtige“ Objektiv ist, hängt von vielen Umständen ab. Das kann mal ein spezielles Makro-Objektiv sein; mal ein Ultra-Weitwinkel, mal ein Standard-Zoom, mal eine einfache Festbrennweite.

Festbrennweiten sind lichtstark und mit ihnen können (müssen) wir bewußter und kreativer fotografieren, ein riesen Vorteil und eine immer wieder spannende Herausforderung. Standard-Zooms mit guter Offenblende sind sehr schön flexibel im alltäglichen Einsatz, sie sind leichter und günstiger als die Reihe entsprechender Festbrennweiten. Und die „Spezialisten“ unter den Objektiven (Makro, Ultra-Weitwinkel/-Teleobjektive) helfen uns dabei, ganz besondere Fotos zu machen. Die können wir eigentlich alle (mehr oder weniger oft) brauchen.

Und ich? Ich habe die guten Zoom-Objektive (8–16 mm, 16–55 mm und 50–140 mm, jeweils mit f/2.8) auf den Fujifilm-Kameras (mit Crop-Faktor 1,5), wenn ich arbeite: auf Hochzeiten, Events, Reportagen. Und ich nutze sehr gern die „kleinen“ Festbrennweiten 23 mm, 35 mm, 50 mm und 90 mm (jeweils mit f/2) für Fotospaziergänge, für Reportagen und (die letzten beiden) für Portraitfotos.

sind Kit-Objektive brauchbar?

Euch ist sicher selbst schon aufgefallen, dass nur Einsteiger-Kameras mit diesen Kit-Objektiven angeboten werden. Wer sich schon etwas auskennt, weiß ja auch, dass sie eine begrenzte Reichweite haben.

Ein Kit-Objektiv habe ich selbst noch nie besessen. Ich sehe aber bei ganz vielen netten Leuten, wie sie sich mühen und plagen mit den Billiglinsen – und selbst als Anfänger in meinen Workshops schon an deren Grenzen stoßen. Wenn ihr mich fragt: kauft lieber (oder unbedingt zusätzlich) eine lichtstarke Festbrennweite um 50 mm (effektiv), gern auch die günstige Ausführung (mit f/1.8) für um die 150 Euro. Damit werdet ihr Spaß haben und tolle Fotos machen können. Und wenn ihr euch in Richtung bestimmter Motive und/oder Einsatzbereiche/-bedingungen entwickelt, kommen halt dafür weitere gut bis sehr gut geeignete Objektive dazu. Mit mehr Erfahrung und Fotopraxis werdet ihr nämlich auch selbst schon ganz sicher wissen, welche Objektive ihr für welche Fotos braucht 🙂

Und, das sei zum Schluß noch bemerkt: Objektive halten länger und nutzt ihr länger als Kamera-Gehäuse. Die werden schon mal nach drei, vier Jahren ersetzt: wenn sich Systeme (spiegellose) und/oder Software (Augenerkennung) weiterentwickelt haben. Gute Objektive können solche Entwicklungen noch lange begleiten …

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