Kleine Geschichten (mit dem Smartphone) fotografieren
Auch große Geschichte beginnt oft im Kleinen. Ein Blick in die Küche beim ersten Kaffee, ein kurzer Augenblick im Bus, eine Begegnung auf dem Markt – unser Alltag steckt voller Motive. Und doch: während wir oft auf das „besondere Motiv“ warten, übersehen wir das, was direkt vor uns liegt: unsere ganz eigene Alltagswelt. Genau hier setzt die Idee der Micro-Storys, der Alltags-Reportagen, der Mini-Foto-Projekte an – kleine fotografische Erzählungen, aufgenommen womöglich „nur“ mit dem, was wir sowieso immer dabei haben: dem Smartphone.
In diesem Beitrag zeige ich dir, wie du mit einfachen Mitteln solche kleinen Reportagen in deinem Alltag umsetzen kannst. Ganz ohne Studio, große Planung oder High-End-Kamera – aber mit viel Gefühl, einem wachen Blick und deinem Handy. Und wenn du gleich mal ein paar schöne Beispiele sehen möchtest: Das Juni-Projekt „Ein Alltag“ der Fotoschule Hannover ist da eine perfekte Inspiratiosquelle 🙂
Warum Micro-Storys?
Unsere Welt ist ganz schön schnell inzwischen. Wir scrollen durch Bilder, durch Reels, durch TikTok – und sind trotzdem oft auf der Suche nach spannenden Bildern und echten, eigenen Geschichten. Eine Micro-Story ist im Grunde eine Mini-Alltags-Reportage: drei, fünf oder zehn Bilder, die einzelne Momente festhalten und zusammen eine Geschichte erzählen. Es geht dabei nicht um Perfektion, sondern um Authentizität. Und genau das ist das Schöne an diesen kleinen Foto-Serien. Ich liebe solche Sachen, so kleine Projekte.
Mit dem Smartphone kannst du deine Fotos bei Bedarf fast unbemerkt machen. Das hat Vorteile. Du bist flexibel, fällst nicht auf und kannst Situationen ganz beiläufig dokumentieren – so, wie sie sind. – Aber auch mit einer Kamera ist natürlich das Story-Telling möglich. Du kannst die Fotos für deine Gesichte ja durchaus auch offen und in Ruhe suchen und fotografieren … oder sogar inszenieren und arrangieren …
Dein Alltag als Schauplatz
Was du nicht brauchst, ist eine perfekte Location oder eine besondere Gelegenheit. Sondern ein wacher Blick ist erstmal wichtig. Was passiert um dich herum? Was begleitet dich durch den Tag? Vielleicht beginnt deine Micro-Story mit der Kaffeemaschine, zeigt dein Lieblingsbuch im Lesesessel, das Fahrrad im Regen oder einen leeren Platz im Bus. Wichtig ist nicht das „große“ Foto, sondern die Bildfolge, die du siehst, die sich ergibt.
Eine starke Serie lebt davon, dass die Bilder zusammengehören. Versuch also einmal, Sequenzen zu denken: Wo fängt deine Geschichte an? Wie geht sie weiter? Wie endet sie? Vielleicht beginnt sie morgens am Fenster mit Blick nach draußen – und endet am selben Ort, im anderen Licht. Oder deine Serie zeigt alle Türen, durch die du an einem Tag gegangen bist … Oder die Menschen um dich herum …
Technik? Bleibt einfach!
Die beste Kamera ist die, die du dabei hast. Dein Smartphone ist wirklich immer dabei und es kann mittlerweile auch richtig gute Fotos machen. Wichtig ist: Halte dein Handy ruhig, nutze das natürliche Licht bewusst und richtig und nimm dir Zeit für den Bildaufbau. Lieber ein paar Bilder weniger machen, die „anderen“ dafür aber bewusster fotografieren.
Wenn du willst, kannst du mit Foto-Apps wie Lightroom Mobile oder VSCO deine Serie in einem einheitlichen Look bearbeiten. Einheitliche Farben oder eine durchgängige Lichtstimmung sorgen für Zusammenhalt in deiner Story und einen „ästhetischen roten Faden“.
Auf dem Weg in die Fotoschule
Eine kleine Alltags-Reportage: Mein Weg ins Studio. Fotografiert mit dem iPhone; die Fotos sind leicht bearbeitet …
Ich nutze für die Präsentation hier die einfache Gallerie-Funktion des Page Builders. Die Fotos sind zunächst im Querformat zu sehen, ein Klick auf ein Foto vergrößert es und zeigt unten links eine evtl. vorhandene Beschriftung.
Das Projekt „Ein Alltag“ – und was du daraus lernen kannst
Ein wunderbares Beispiel für Storytelling ist das Projekt „Ein Alltag“, das wir für den Juni vorgenommen hatten. Du findest eine Seite dazu auf fotoschule-hannover.de Die Idee war: einen ganz normalen Alltag zu zeigen – in 12 bis 24 Bildern. Kein großer Aufwand, keine gestellten Szenen, sondern am besten das, was das Leben und deinen Tag wirklich ausmacht. Es ging bei unserem Projekt darum, sich selbst und seine Umgebung bewusster wahrzunehmen – und diese Wahrnehmung in Bilder zu übersetzen.
Einige TeilnehmerInnen haben berichtet, dass sie für das Projekt noch einmal neu über ihren Alltag nachgedacht – und ihn dann also mit anderen Augen gesehen haben. Der Blick wird suchender und klarer, er findet und entdeckt Routinen, Details oder Zusammenhänge, die sonst unbemerkt bleiben. Und am Ende steht eine persönliche Bildgeschichte, die auf eine sehr spannende Weise ehrlich und intensiv eine persönliche Geschichte erzählt.
Schau dir die Beiträge zum Projekt hier an: Ein Alltag – und lass dich inspirieren und motivieren für deine eigenen Projekte!
Mach ruhig gleich mal selbst eine kleine Übung
Schnapp dir dein Smartphone und fotografiere heute einen Mini-Ausschnitt deines Tages in fünf Bildern. Suche dir ein Thema – zum Beispiel „Unterwegs zur Arbeit“, „Sonntag Morgen“ oder „Mein Lieblingsplatz“. Überlege dir vorher kurz, was du erzählen möchtest – und dann beobachte. Lass dich treiben, aber bleib fokussiert. Du wirst staunen, wie viel Kraft in ganz alltäglichen Szenen steckt. – Wenn du Lust hast, teile deine Serie mit uns.
Fazit
Kleine Alltags-Reportagen, „Micro-Storys“ sind eine wunderbare Möglichkeit, mit einfachen Mitteln interessante Geschichten zu erzählen. Dein Alltag ist ja nicht langweilig – nein, er ist voller kleiner Momente, die es wert sind, auch von anderen gesehen zu werden. Mit dem Smartphone kannst du diese Momente festhalten und zu Geschichten machen. Ohne viel Aufwand, aber mit doch großer Wirkung. Und das Beste: Du trainierst dabei ganz nebenbei dein fotografisches Sehen und Bildgestalten – natürlich auch für analog, digital oder was immer du in Zukunft so vorhast.
P.S.: Zum Thema „mit dem Smartphone fotografieren“ habe ich
1. einen Workshop: Smartphone-Fotografie, wenn du dich da noch nicht so gut auskennst;
2. einen Blogpost, der Kameras und Smartphones in ihren Möglichkeiten und Grenzen vergleicht: Systemkamera vs. Smartphone und
3. gebe ich dir in einem kleinen Tutorial 18 Tipps für bessere Smartphone-Fotos, die sind günstig im Online-Shop erhältlich!
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