Crop-Faktor – einfach erklärt
Was bedeutet der Crop-Faktor? Verständliche Erklärung für Einsteiger: So beeinflusst er Bildausschnitt und Schärfentiefe deiner Fotos.
Fotografierst du mit einer APS-C- oder Micro Four Thirds-Kamera und wunderst dich, warum Fotos aus deinem 50 mm-Objektiv anders wirken als Fotos aus Vollformat-Kameras, die ebenfalls ein 50 mm-Objektiv angesetzt haben? Dann ist der Crop-Faktor das Stichwort, das dieses Phänomen erklärt! In diesem Artikel erfährst du, was es mit Sensorgrößen, Brennweiten und Crop-Faktoren auf sich hat, wie der Crop-Faktor deinen Bildausschnitt verändert – und warum er sogar noch das Bokeh deiner Fotos beeinflusst. Also los: Crop-Faktor – einfach erklärt.
Worum geht es beim Crop-Faktor?
Der Begriff „Crop-Faktor“ (englisch Crop steht für Beschnitt) beschreibt das Verhältnis der Sensorgröße deiner Kamera zum klassischen Kleinbildformat, das auch als Vollformat bekannt ist (36 x 24 mm). Kameras mit kleineren Sensoren wie APS-C oder Micro Four Thirds erfassen nur einen Ausschnitt des Bildkreises, den ein Objektiv erzeugt. Dieser Ausschnitt wirkt wie ein Zoom, wie eine Vergrößerung des Motivs, obwohl sich die Brennweite des Objektivs physikalisch nicht ändert.
Das heißt? Wenn du ein Objektiv mit 50 mm Brennweite an einer APS-C-Kamera mit einem Crop-Faktor von 1,5 verwendest, entspricht der Bildausschnitt in etwa dem eines Objektivs mit 75 mm Brennweite an einer Vollformatkamera (50 x 1,5 = 75). Du bekommst also ein engeres Bildfeld, als du vielleicht erwartest.


Brennweite?
Was ist das denn?
Die Brennweite (f) eines Objektivs (ist der Abstand von Linsenebene zu Filmebene im Brennpunkt (F)) wird in Millimetern angegeben und bestimmt maßgeblich, wie viel es vom Motiv zeigt oder auch wie stark ein Objektiv „vergrößert“. Dabei gilt: Je kürzer die Brennweite, desto größer ist der Bildwinkel – du bekommst also mehr in’s Foto. Je länger die Brennweite, desto enger wird der Bildwinkel – du kommst optisch näher an’s Motiv heran und kannst auch entfernte (kleinere) Dinge formatfüllend fotografieren. Auf Objektiven steht immer die tatsächliche Brennweite drauf. Die „verhält“ sich aber durch den Crop-Faktor an den unterschiedlichen Sensorgrößen immer etwas anders.
Typische Objektiv-Kategorien:
- Weitwinkelobjektive (ca. 10–35 mm Brennweite am Vollformat): Ideal für Landschaft, Architektur, Gruppenfotos.
- Normalobjektive (ca. 40–60 mm Brennweite): Entspricht etwa dem natürlichen Gesichstfeld des Menschen.
- Teleobjektive (ab ca. 70 mm Brennweite): Gut für Portraits, Tiere, Sport – überall dort, wo du „näher ran“ willst (aber physisch nicht kannst oder darfst).
Zoomobjektive decken mehrere Brennweiten ab, z.B. dein 18–55 mm Standardzoom oder ein schönes 70–200 mm Telezoom. Welchen Bildinhalt, welche Bildwirkung ein Objektiv hat, hängt also auch vom Crop-Faktor deiner Kamera ab – und genau deshalb ist es so wichtig zu verstehen, „was der tut“.
Wie wirkt sich der Crop-Faktor auf den Bildinhalt aus?
Ein wesentlicher Effekt des Crop-Faktors ist die Veränderung des Bildwinkels. Der Bildwinkel gibt an, wie viel vom Motiv oder der Szene auf deinem Foto zu sehen ist. Je größer also der Bildwinkel, desto mehr „passt in’s Foto“ (siehe oben). Durch den kleineren Sensor wird aber der Bildwinkel bei gleicher Brennweite kleiner – du siehst entsprechend weniger vom Motiv.
Praxisbeispiel: Ein 24 mm-Weitwinkelobjektiv an einer APS-C-Kamera mit Crop-Faktor 1,5 entspricht in der Bildwirkung etwa einem 36 mm-Objektiv (24 x 1,5). Das bedeutet: Wenn du Landschaften weitwinklig fotografieren willst, brauchst du ein Objektiv mit noch kürzerer Brennweite. – Oder umgekehrt: wenn ich an meiner Fujifilm X-T5 den Bildwinkel eines 50 mm-Objektivs (KB) haben möchte, muss ich eine Brennweite von 33 mm wählen.
Und (der Vollständigkeit halber): Kameras größeren als Vollformat-Sensoren haben einen Crop-Faktor < 1. Das Fujifilm GFX-System zum Beispiel hat mit Sensorgrößen von 43,8 x 32,9 mm einen Crop-Faktor von etwa 0,8.
Crop-Faktor × Brennweite = Bildwirkung im Vergleich zum Vollformat
Sensorgröße | Crop-Faktor | 50 mm wirkt wie |
---|---|---|
Mittelformat | 0,8 | 40 mm |
Vollformat | 1,0 | 50 mm |
APS-C Fujifilm & Nikon | 1,5 | 75 mm |
APS-C Canon | 1,6 | 80 mm |
Micro Four Thirds | 2,0 | 100 mm |

Einfluss des Crop-Faktors auf Schärfentiefe und Bokeh
Der Crop-Faktor beeinflusst nicht nur den Bildwinkel, sondern auch die Bildwirkung, insbesondere die Schärfentiefe. Die Schärfentiefe beschreibt den Bereich im Bild, der scharf dargestellt wird. Kleinere Sensoren liefern bei gleicher Blende und gleichem Bildausschnitt mehr Schärfentiefe.
Warum ist das so? Weil du mit einem kleineren Sensor entweder näher ans Motiv heran musst oder ein Objektiv mit kürzerer Brennweite nutzen musst, um den gleichen Bildausschnitt wie bei einer Vollformatkamera zu erreichen. Beides führt zu einer erhöhten Schärfentiefe. Das macht es etwas schwieriger, ein sehr „weiches“ Bokeh (unscharfer Hintergrund) zu erzeugen.
Beispiel: Ein Porträtfoto mit einem 50 mm-Objektiv bei Blende f/1.8 erzeugt an einer Vollformatkamera ein stärkeres Bokeh als an einer APS-C-Kamera. Du bekommst natürlich trotzdem einen richtig unscharfen Hintergrund, aber eben nicht ganz so „weich“ und freistellend.
Tipp aus der Praxis: Für ein schönes Bokeh an APS-C-Kameras eignen sich lichtstarke Festbrennweiten wie ein 50 mm f/1.4 oder ein 85 mm f/1.8. Damit holst du schon viel selbst aus dem kleineren Sensor heraus.
Ist der Crop-Faktor ein Nachteil?
Viele denken jetzt vielleicht: „Vollformat ist besser“ – aber das stimmt so pauschal nicht. Der Crop-Faktor kann sogar von Vorteil sein:
- Tele-Vorteil: Bei Wildlife- oder Sportfotografie hilft der Crop-Faktor, weil du bei gleicher Brennweite „mehr Zoom“ bekommst.
- Geringere Kosten: Kameras mit APS-C oder MFT-Sensor sind oft deutlich günstiger als Vollformatmodelle.
- Kompaktere Ausrüstung: Leichtere Kameras und Objektive, ideal für Reisen oder Street-Fotografie.
Gerade für Einsteiger ist der Crop-Faktor kein Hindernis, sondern eine Eigenschaft, die man kennen und gezielt nutzen kann. Mit dem Verständnis, wie der Crop-Faktor wirkt, triffst du in Zukunft bewusste Entscheidungen bei der Objektivwahl und Bildgestaltung.
Fazit
„Crop-Faktor“ klingt erstmal ziemlich technisch, ist aber doch ganz einfach zu verstehen – und das ist extrem hilfreich, wenn du bewusster fotografieren willst. Er verändert nicht nur den Bildwinkel deiner Objektive im Verhältnis zum Sensor, sondern eben auch den Look deiner Fotos. Und mit diesem Wissen kannst du jetzt ganz gezielt deine Brennweiten auswählen und die Wirkung deiner Fotos gestalten.
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