Schärfentiefe (II)
Die Magie der Schärfentiefe in der Fotografie
Die Schärfentiefe ist – wie schon im ersten Blogpost zu diesem Thema gesagt – eines der wichtigsten (und auch faszinierendsten) Gestaltungsmittel in der Fotografie. Hier geht es jetzt etwas ausführlicher um die „Magie der Schärfentiefe“.
Der Begriff Schärfentiefe (Englisch: Depth of Field) beschreibt den Bereich im Bild, der scharf dargestellt wird, während die Ebenen davor und dahinter in Unschärfe verschwimmen. Der bewußte Einsatz der Magie der Schärfentiefe, die Kontrolle über die Schärfeebene(n) und die Ausdehnung der Schärfe erlaubt es uns als Fotografen, den Blick des Betrachters gezielt zu lenken und kreative Akzente zu setzen.
Doch wie beeinflusst man die Schärfentiefe? Welche Rolle spielen dabei die Blende, die Brennweite und der Abstand zum Motiv? In diesem zweiten Blogpost tauchen wir etwas tiefer ins Thema ein: ich erkläre kurz die technischen Grundlagen und zeige auch, wie die praktisch umgesetzt aussehen. Ob wir als PortraitfotografInnen den Hintergrund in schöner Unschärfe auflösen wollen oder ob wir als Landschaftsfotografen jedes Detail von Vordergrund bis Hintergrund klar abbilden möchten – die Schärfentiefe ist der Schlüssel zu beeindruckenden Bildern.
Lasst uns also gemeinsam die „Magie der Schärfentiefe“ entdecken und sehen, wie ein gekonnter Umgang mit ihr auch eure Fotografie auf das berühmte „nächste Level“ heben kann!
Schärfentiefe verstehen
Um die Schärfentiefe in euren Fotos gezielt steuern zu können, ist es wichtig, die grundlegenden technischen Faktoren zu verstehen, die sie beeinflussen. Schärfentiefe wird beeinflusst/gesteuert durch die Blende, die Brennweite und den Abstand zum Motiv. Schauen wir uns diese drei Aspekte also mal genauer an.
Blende
Die Blendenöffnung, im Englischen auch als „f-Stop“ bezeichnet, ist ein entscheidender Faktor für die Schärfentiefe. Eine weit geöffnete Blende (kleine f-Zahl wie f/2.8) erzeugt eine geringe Schärfentiefe, wodurch nur ein kleiner Bereich des Bildes scharf ist und der Hintergrund unscharf wird. Wenig Schärfentiefe durch weit offene Blende wird oft in der Porträtfotografie eingesetzt, um das Motiv hervorzuheben. Im Gegensatz dazu sorgt eine kleine Blendenöffnung (große f-Zahl wie f/16) für eine große Schärfentiefe, bei der mehr Bereiche des Bildes von Vordergrund bis Hintergrund scharf abgebildet werden. Diese Einstellung wird besonders in der Landschafts- oder Architekturfotografie gewählt, um detailreiche Fotos zu bekommen.
Oben seht ihr je zwei Beispielfotos.
Zuerst ist die Distel links mit offener Blende und rechts mit geschlossener Blende fotografiert. Die Schärfentiefe vergrößert sich bei gleichem Abstand zum Motiv
In der zweiten Reihe ist die Distel mit offener Blende aus wenig und dann aus viel mehr Abstand fotografiert: auch hier andert sich die Schärfentiefe deutlich.
(Ein Klick auf die Beispiel-Fotos in diesem Beitrag zeigt euch die Aufnahmedaten.)
Brennweite
Die Brennweite des Objektivs beeinflusst ebenfalls die Schärfentiefe. Weitwinkelobjektive (kurze Brennweite wie 24 mm) bieten eine größere Schärfentiefe, selbst bei weit geöffneter Blende. Teleobjektive (lange Brennweite, z.B. 200 mm) hingegen erzeugen eine geringere Schärfentiefe: das macht es viel einfacher, den Hintergrund unscharf zu bekommen. Dies kann besonders hilfreich sein, wenn wir den Blick auf ein entferntes Motiv lenken möchten, ohne dass der Hintergrund ablenkt.
Die Beispielfotos oben zeigen euch den krassen Einfluss der Brennweite auf die Schärfentiefe. Auch hier ist die Distel aus zwei verschiedenen Entfernungen fotografiert: die Schärfentiefe ändert sich aber im Gegensatz zu den Fotos mit kürzerer Brennweite weniger deutlich.
(Das Foto rechts zeigt die Distel etwa so groß wie die Fotos ganz oben: vergleicht mal Bild-Inhalt und Bokeh!)
Abstand zum Motiv
Der Abstand zwischen Kamera und Motiv spielt ebenfalls eine wichtige Rolle bei der Schärfentiefe. Je näher wir an unser Motiv herangehen, desto geringer wird die Schärfentiefe, selbst bei gleicher Blendenöffnung und Brennweite. Probiert das mal aus: schaut ganz genau auf das Display (oder den elektronischen Sucher) eurer Kamera: da könnt ihr diesen Effekt „live“ beobachten, wenn ihr vor und zurück geht. Dieser Effekt ist besonders gut sichtbar in der Makrofotografie, wo wir sehr nahe an kleine Objekte herangehen, um sie – bei ganz wenig Schärfentiefe – groß und detailreich darzustellen.
Abstand des Hintergrunds zum Motiv
Wenn wir wenig Schärfentiefe „sichtbar“ machen wollen, muss der Hintergrund schon mehr oder weniger Entfernung zum Motiv haben. Die Schärfe nimmt ja graduell ab, sie „läuft“ in die Unschärfe. Also kann der Hintergrund nur unscharf erscheinen, wenn er eher weiter weg ist. Auch das zeigt euch der Blick in den Sucher beim vor und zurück gehen (oder der DoF-Rechner mit „Fernpunkt“ bzw. „hinterer Schärfentiefe“: siehe Teil 3 dieses Blogposts).
Durch das Verständnis und die bewußte Einstellung bzw. Wahl dieser Parameter – Blende, Brennweite und Abstand (Abstände) – könnt ihr also die Schärfentiefe in euren Fotos ganz gezielt beeinflussen und so einsetzen, dass eure Motive genau so fotografiert und zeigt, wie ihr das wollt.
Wenn es Situation und Motiv erlauben, probiert unbedingt selbst einmal verschiedene Blenden, Brennweiten und auch Abbildungsabstände am gleichen Motiv aus um herauszuarbeiten, was euch am besten gefällt bzw. euer Motiv am besten zeigt!
In einem dritten Teil meines Blogposts geht es um das Thema Schärfentiefe berechnen – da wird es also noch einmal „trockener“. Es gibt ein paar Sätze über Dof-Rechner samt Screenshots aus der App PhotoPills. Auch diese Grafiken helfen euch dabei, Schärfentiefe zu verstehen und dann gekonnt einzusetzen. Außerdem bekommt ihr ganz am Ende auch noch Foto-Aufgaben rund um die „Magie der Schärfentiefe“.
0 Kommentare